Versorgung bleibt gesichert
Hausarzt Mirko Müller wechselt Arbeitgeber und Praxisstandort
Ruhland. Hausärzte genießen ein besonderes Vertrauen. Die meisten Mediziner kennen ihre Patienten seit Jahren, begleiten sie durch das Leben, wissen um ihre Sorgen und Nöte, zum Teil auch intime Details. Wenn solch eine Frau, ein Mann, in den Ruhestand geht, hinterlässt das nicht selten eine große Lücke.
Erschwerend kommt hinzu, dass die frei werdende Stelle vielerorts nicht neu besetzt wird. Die Zahl der “Landärzte” ist rückläufig. Ängste vor der Zukunft und die Frage “Was nun?” hatte in den vergangenen Wochen auch der Patientenstamm von Dr. Johannes Becker.
Der 62-Jährige unterhält seit 30 Jahren in Ruhland (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) eine Hausarztpraxis, die er nun jedoch zum 31. März 2021 schließen möchte. Gedanken um eine mögliche Nachfolge habe er sich deshalb schon seit geraumer Zeit gemacht, sagt er. “Der Anruf von meinem Kollegen Mirko Müller kam für mich zwar unerwartet, aber genau zum richtigen Zeitpunkt”, fügt Becker an.
Mirko Müller, 41 Jahre alt, ist mit der Region eng verbunden. Der Familienvater ist hier aufgewachsen, zur Schule gegangen, weiß seine Eltern und Freunde um sich. Für ihn stand deshalb nach dem Studium fest, dass dieser Platz auch der sein wird, an dem er sein künftiges Leben bestreitet. 2010 machte Müller diesen Traum für sich wahr, begann seine Facharztausbildung in der Region und ließ sich 2017 in Schipkau als Hausarzt nieder. Mittlerweile, räumt der Mediziner jedoch ein, sei für ihn und sein Schwesternteam eine berufliche Veränderung unabdingbar geworden. Die Zusammenarbeit mit dem jetzigen Arbeitgeber habe sich in den vergangenen Monaten immer schwieriger gestaltet. Müller kündigte deshalb seinen Arbeitsvertrag und fand zugleich im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) ANSB ein neues berufliches Zuhause. Diesen Neustart vollzieht Mirko Müller in Ruhland. “Ich habe meinen Kollegen Dr. Becker geradlinig und ohne Umschweife gefragt, wie lange er noch als Arzt aktiv bleiben möchte. Offensichtlich genau zum richtigen Zeitpunkt”, bekennt er.
Die Patienten wissen mittlerweile über den Wechsel Bescheid. “Dass ein junger Mann, zudem aus der Region, meine Praxis weiterführt und zugleich den Patientenstamm, aber auch mein Schwesternpersonal übernimmt, kam bei den Patienten überaus gut an”, zeigt sich auch Becker mit dem Lauf der Dinge zufrieden. Müller selbst kann sein Glück ebenfalls kaum fassen. “Ich gehe die kommenden Aufgaben mit großer Vorfreude an. Zumal ich weiß, dass zum Ärzteteam des MVZ ANSB ebenfalls junge Kollegen und Kolleginnen gehören, die allesamt in unserem Landstrich aufgewachsen sind und für diesen etwas erreichen wollen”, sagt er. Er selbst sieht in seinem Wirken den eigenen Beitrag, die Patientenversorgung in der Region aufrecht zu halten.
Der Wechsel seines Praxisstandortes von Schipkau ins nur sieben Kilometer entfernte Ruhland bedeutet für seinen bisherigen Patientenstamm zwar eine logistische Veränderung, doch in Summe betrachtet wird sich dieser Schritt auszahlen. Vor allem für die Patienten der Praxis von Dr. Becker. Als ausgebildeter Internist will Müller hier ab April 2021 wie schon in Schipkau Ultraschall sowie Ruhe- und Belastungs-EKG anbieten. “Den Patienten kommt das natürlich zugute, da es ihnen eine schnellere Diagnose und anschließende Behandlung der Krankheitssymptome zusichert”, betont Mirko Müller.
Foto: Sven Gückel/svg1